zondag 20 juli 2014

Empfindungen eines Läufers
Von  Hermann Jänen, Lathen (D)

Hermann Jänen
Durch Zufall bin ich zum Laufen gekommen – ein Arbeitskollege hatte mich in eine Laufgruppe aufgenommen, mit dem Ziel, Kondition für ein Firmen-Fußballspiel zu bekommen. Ich fand gleich Gefallen am Laufsport und mit 28 Jahren entdeckte ich die für mich neue Welt des Laufens.

In den ersten Jahren lief es für mich einfach grandios. Ich wurde immer schneller, die Strecken immer länger. Und als Ziel wurden auch größere Läufe, wie der Berlin-Marathon und ähnliche, angesteuert. Es war schön, dass meine ganze Familie an meinem Laufen teilhaben konnte und mich begleitete.
Zudem ist das Laufen sehr gut für Körper und Geist, was für mich und auch andere gut war. Bald wurde ich dann zu einem Genussläufer. Das heißt, die Zeiten und Platzierungen waren nicht mehr so wichtig. Ich wollte einfach alles um und bei dem Laufen genießen. Das Schöne an und auf der Strecke, die Strecke selbst, sei es die Kulisse der Hochhäuser, die Sehenswürdigkeiten, wie Denkmäler, Parks, und besonders die großen Zuschauermengen, die einem zujubeln.
Bei Landschaftsläufen zeigt sich die Natur von ihrer schönsten Seite, wenn man es zulässt. Dann ist da noch der Stolz und die Zufriedenheit, dass und wie man ein Ziel erreicht hat und was man unterwegs erlebt hat.

Einer der unvergesslichsten Momente war, als wir mit der gesamten Familie– Vater, Mutter, 4 Kinder– an einem Volkslauf aktiv teilgenommen hatten. Nach dem Zieleinlauf saßen wir alle auf dem Sportplatz im Gras mit einem Teller Erbsensuppe in der Hand und erhielten dann zur Ehrung den Pokal als größte aktive Familie. Ein anderer Moment, als wäre es gestern gewesen: 1990 beim New York-Marathon, bei km 38, hielt ich bei einer Trommlergruppe schwarzer Jugendlicher mit großen leuchtenden Augen an und trommelte kurz mit.
Auch wenn ich traurige Gesichter an der Strecke sah, konnte ich mit einer netten Geste– wie einem Lächeln oder einem Wort oder einfach durch Abklatschen– fremden Menschen eine kleine Freude machen. Das tat auch mir sehr gut.
Wenn ich mir einmal zu viel zugemutet hatte, oder einfach zu schnell war, gab mir das freundliche Lächeln oder ein netter Zuruf der Zuschauer unheimliche Kraft, die mich wieder aufbaute und ins Ziel brachte. Dann können die Augen auch schon mal feucht werden.

Die Familie Jänen ohne Sohn Volker beim New York Marathon 2002
Da ich beim Laufen nie gesundheitliche Probleme hatte, habe ich schon so einige Läufe vorzuweisen wie z.B. den Berlin-Marathon (bisher 26x, jetzt mit meiner persönlichen ewigen Start Nr. 282), Hamburg-Marathon (16x), New York-Marathon (3x), Rotterdam-Marathon, Houston-Marathon, Rennsteiglauf (73Km, 4x), Kapstadt TwoOceans Marathon (56 km), und vor allem auch noch viele schöne kleine Läufe.

Solche und ähnliche Erlebnisse könnte ich noch viele aufzählen. Ein weiterer Punkt ist für mich auch sehr wichtig am Laufsport: das freundliche harmonische Miteinander unabhängig von Sprache, Herkunft oder Position in der Gesellschaft.

Kurz und knapp: Laufen ist schön, und bleibt für mich eine Faszination.