Empfindungen
eines Läufers
Von Hermann Jänen, Lathen (D)
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Hermann Jänen |
Durch Zufall bin ich zum Laufen gekommen – ein
Arbeitskollege hatte mich in eine Laufgruppe aufgenommen, mit dem
Ziel, Kondition für ein Firmen-Fußballspiel zu bekommen. Ich fand gleich Gefallen
am Laufsport und mit 28 Jahren entdeckte ich die für mich neue Welt des
Laufens.
In den ersten Jahren lief es für mich einfach
grandios. Ich wurde immer schneller, die Strecken immer länger. Und als Ziel
wurden auch größere Läufe, wie der Berlin-Marathon und ähnliche, angesteuert. Es
war schön, dass meine ganze Familie an meinem Laufen teilhaben konnte und mich
begleitete.
Zudem ist das Laufen sehr gut für Körper und
Geist, was für mich und auch andere gut war. Bald wurde ich dann zu einem Genussläufer.
Das heißt, die Zeiten und Platzierungen waren nicht mehr so wichtig. Ich wollte
einfach alles um und bei dem Laufen genießen. Das Schöne an und auf der
Strecke, die Strecke selbst, sei es die Kulisse der Hochhäuser, die
Sehenswürdigkeiten, wie Denkmäler, Parks, und besonders die großen
Zuschauermengen, die einem zujubeln.
Bei Landschaftsläufen zeigt sich die Natur von
ihrer schönsten Seite, wenn man es zulässt. Dann ist da noch der Stolz und die
Zufriedenheit, dass und wie man ein Ziel erreicht hat und was man unterwegs
erlebt hat.
Einer der unvergesslichsten Momente war, als
wir mit der gesamten Familie– Vater, Mutter, 4 Kinder– an einem Volkslauf aktiv
teilgenommen hatten. Nach dem Zieleinlauf saßen wir alle auf dem Sportplatz im
Gras mit einem Teller Erbsensuppe in der Hand und erhielten dann zur Ehrung den
Pokal als größte aktive Familie. Ein anderer Moment, als wäre es gestern
gewesen: 1990 beim New York-Marathon, bei km 38, hielt ich bei einer
Trommlergruppe schwarzer Jugendlicher mit großen leuchtenden Augen an und
trommelte kurz mit.
Auch wenn ich traurige Gesichter an der
Strecke sah, konnte ich mit einer netten Geste– wie einem Lächeln oder einem Wort
oder einfach durch Abklatschen– fremden Menschen eine kleine Freude machen. Das
tat auch mir sehr gut.
Wenn ich mir einmal zu viel zugemutet hatte,
oder einfach zu schnell war, gab mir das freundliche Lächeln oder ein netter
Zuruf der Zuschauer unheimliche Kraft, die mich wieder aufbaute und ins Ziel
brachte. Dann können die Augen auch schon
mal feucht werden.
Die Familie Jänen ohne Sohn Volker beim New York Marathon 2002 |
Da ich beim Laufen nie gesundheitliche
Probleme hatte, habe ich schon so einige Läufe vorzuweisen wie z.B. den
Berlin-Marathon (bisher 26x, jetzt mit meiner persönlichen ewigen Start Nr.
282), Hamburg-Marathon (16x), New York-Marathon (3x), Rotterdam-Marathon,
Houston-Marathon, Rennsteiglauf (73Km, 4x), Kapstadt TwoOceans Marathon (56
km), und vor allem auch noch viele schöne kleine Läufe.
Solche und ähnliche Erlebnisse könnte ich noch
viele aufzählen. Ein weiterer Punkt ist für mich auch sehr wichtig am
Laufsport: das freundliche harmonische Miteinander unabhängig von Sprache,
Herkunft oder Position in der Gesellschaft.