woensdag 2 augustus 2017

Vom hoffnungsvollen Leistungssportler zum Funktionär

von Christian Kuhl, Haren (DE)

Christian Kuhl
1986 begann ich im zarten Alter von 10 Jahren mit dem Laufsport. Mehr zufällig „entdeckte“ mich mein Trainer Heinz Riddering, während ich mit meinem Vater im Harener Emsparkstadion für die Bundesjugendspiele der Grundschule trainierte. Kurz darauf fand ich mich beim Training der Leichtathletikgruppe des TuS Haren wieder. Schnell stellten sich erste Erfolge ein. 1989 konnte ich meine erste Niedersachsenmeisterschaft gewinnen. Ich hatte das Glück, dass ich am Ende eines jeden Rennens nahezu immer einen Endspurt auf die Bahn zaubern konnte, der seines Gleichen suchte. Das war für Meisterschaftsrennen, die nicht unbedingt im Bestzeitenbereich gelaufen werden, nahezu ideal. Erfolg um Erfolg kam zu meiner Sammlung dazu. Schon bald gehörte ich zu den besten deutschen Nachwuchsläufern in der Jugendklasse. Doch der extrem hohe Trainingsaufwand zeigte bereits mit 17 Jahren erste Nebenwirkungen. 100 – 120 Trainingskilometer in 7 Trainingseinheiten pro Woche als Jugendlicher im Wachstum können nicht gesund sein. Die Knie und die Achillessehnen schmerzten immer öfter und machten ein Training auf hohem Niveau unmöglich. 1993 gelang mir dann noch ein toller Lauf beim KlaptotKlap Loop. Mit 32:27 min stellte ich meine 10 km Bestzeit auf und wenig später lief ich die 15 km bei den Deutschen Meisterschaften in 51:26 min.

In 1992 bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 1.500 Meter in 4.Position.(9). Ergebnis 4.Platz in 4:01:32

Danach stagnierten die Leistungen. Irgendwann entschloss ich mich, dem Leistungssport adieu zu sagen und nur noch für den Spaß am Sport zu trainieren. Neben Ausbildung und Beruf blieb nicht mehr viel Zeit für ein vernünftiges Training. Da ich aber quasi mit dem Laufsport aufgewachsen war und diese faszinierende Sportart für mich noch lange nicht ihren Reiz verloren hatte, entschied ich mich im April 1999 nach dem Rücktritt von Heinz Riddering das Training der Harener Leichtathleten zu lenken und eine neue, schlagfertige Truppe aufzubauen. Anfangs wurde das Training frei nach meinem Wissen, welches ich unter Riddering erlernt hatte, durchgeführt. Doch schon bald kamen Sprinter und Springer dazu, von deren Training ich als Mittel- und Langstreckler nahezu keine Ahnung hatte. Also machte ich diverse Fortbildungen mit und erwarb erfolgreich den Trainerschein des Deutschen Leichtathletikverbandes. Trainingsprogramme wurden über die Jahre hinweg immer weiter optimiert, neue Sachen ausprobiert und schon bald konnte ich auch als Trainer „meine“ erste Landesmeisterschaft feiern. Dieser folgten noch so einige Meisterschaften und aktuell gibt es Athleten, die wieder auf nationalen Meisterschaften zu finden sind.

Citylauf Lingen 2013

Zum Trainersein gehört neben der Leitung des Trainings auch einige Arbeit in Sachen Presse, Werbung und Beschaffung von finanziellen Mitteln. So kam ich nach und nach ins Organisationsteam des Harener Citylaufes. Anfangs als Helfer für die Zeitnahme, dann als Zeitnehmer und seit einigen Jahren neben 3 weiteren Leuten als Cheforganisator der Veranstaltung. Mittlerweile ist mein zeitlicher Aufwand für alle Tätigkeiten höher als der Aufwand für Training als Leistungssportler. Aber so kann ich der schönsten Sportart der Welt immer noch nachgehen, obwohl ich selbst so gut wie kaum noch laufe.

Für den Harener Citylauf beginnen die Planungen der im Juli stattfindenden Veranstaltung bereits im September des Vorjahres. Von der Beschaffung über Finishershirts und Pokalen bis hin zu bürokratischen Arbeiten wie Genehmigung der Streckensperrung und Anmeldung der Veranstaltung beim nationalen Verband sind doch sehr viele Aufgaben zu erledigen, um eine tolle Veranstaltung zu präsentieren. Geblieben ist mir immer noch die Zeitnahme, da ich aufgrund meiner beruflichen Tätigkeiten als IT-Fachmann einen großen Bezug zur EDV entwickelt habe und mir dieser „Job“ großen Spaß macht. Ein tolles Helferteam ist in jedem Jahr der Garant für einen reibungslosen Ablauf. Nahezu 50 Helferinnen und Helfer sind an jedem dritten Freitag im Juli eines Jahres ab mittags im Einsatz, um alles für die Starter herzurichten. Wir hatten und haben in Haren immer noch das Ziel, einen Lauf für Läufer/innen zu präsentieren. Unsere eigene Erfahrung als Läufer ist dabei sehr hilfreich, da wir uns so sehr gut in die Läuferschaft hineinversetzen können. Viele positive Nachrichten nach der Veranstaltung zeigen uns, dass wir nicht ganz falsch liegen können. Doch wir versuchen von Jahr zu Jahr noch besser zu werden. Aufgrund unseres Termins, der immer in den Sommerferien der niedersächsischen Schulen liegt und somit eigentlich recht ungünstig ist, werden wir nicht großartig an Teilnehmern wachsen können. Viele sind zu diesem Zeitpunkt im wohlverdienten Urlaub. Gerade im Schülerbereich liegen wir doch weit hinter den anderen Veranstaltungen im Emsland. Aber im 5km und 10km Lauf kommen viele Ausdauersportler von weit her angereist und auch viele Niederländer sind bei uns zu finden. Wir sind weit über die Grenzen des Emslandes bekannt und viele Sportler kommen jedes Jahr aufs Neue zu uns.

Harener Citylauf 19.July 2013

Laufen ist für mich immer noch die schönste Sportart der Welt, obwohl ich selbst kaum noch aktiv bin. Aber als Funktionär kann ich „meiner“ Sportart noch treu bleiben und vor allem mein Wissen als Trainer an Schüler und Jugendliche weitergeben und so hoffentlich viele mit dem Laufvirus anstecken. Wenn noch einige andere „Laufverrückte“ so denken, dann mache ich mir um diese Sportart keine Sorgen, was die Zukunft angeht.